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Regierungspräsident in Münster wirst du nur als Schalker!?


Drei Regierungspräsidenten und zugleich Schalke-Anhänger
Foto: Jürgen Peperhowe

Die Frage war ernst gemeint, aber im Scherz gestellt: „Ist es Voraussetzung, Schalke-Fan zu sein, um in Münster Regierungspräsident zu werden?“ Die Antwort darauf bleiben Dr. Jörg Twenhöven, Dr. Peter Paziorek und Prof. Dr. Reinhard Klenke nicht lange schuldig. Die drei Juristen mit CDU-Parteibüchern füllten und füllen seit 1995 das höchste Amt im Regierungsbezirk aus – und alle drei bezeichnen den FC Schalke 04 als ihre fußballerische Herzensangelegenheit. Unser Redaktionsmitglied Jürgen Beckgerd unterhielt sich mit den Politikern über Fußball, Fans und Fan-Sein, über Schalke als Religion, den noch nicht beendeten Strukturwandel im Revier und kommunalen Finanzausgleich.
Also, Herren Regierungspräsidenten: Muss man denn, um in Münster Regierungspräsident zu werden, Schalke-Fan sein?
Prof. Dr. Reinhard Klenke: Im Gesetz steht es nicht, aber Schalke ist der Verein des Regierungsbezirks und ist es wert, dass man mit ihm sympathisiert.
Herr Dr. Paziorek, Sie sind sogar Mitglied beim FC Schalke 04.
Dr. Peter Paziorek: Ja, schon seit den 1970er Jahren.
Dr. Twenhöven, die Konstellation in der obersten Etage des Amtsgebäudes am
münsterischen Domplatz ist bemerkenswert, oder?
Dr. Jörg Twenhöven: Als ich kam, war mein Vorgänger nicht im FC Schalke 04, der hatte mich sogar dazu gemahnt, zum Verein auf Distanz zu gehen. Er hatte gehört, dass die Schalker etwas Großes vorhatten, die Arena zu bauen. Da drohten Konflikte als Chef der Genehmigungsbehörde. Ich musste Distanz wahren. Als ich dann nach dem Ausscheiden aus dem Dienst doch dem FC Schalke beitrat, wurde mein Beitrittsdatum rückdatiert, auf das Datum, als die Arena fertig war.
Herr Dr. Klenke, Herr Paziorek. Sie sind in Gelsenkirchen geboren. Wird man eigentlich automatisch zum Fan?
Klenke: Ich bin da reingewachsen, ja. Ich bin schon die dritte Generation, mein Sohn die vierte. Es war
üblich, dass man zu Schalke hielt. Ich habe kürzlich eine Veranstaltung besucht, bei der ich mich erstmals mit Willi Koslowski (Nationalspieler in den 60ern, d. Red.) und anderen unterhalten habe.
Also mit den Spielern, zu denen ich damals aufgeschaut hatte. Beeindruckend.
Paziorek: Bei mir war das ganz einfach. Mein Vater hat mich mitgenommen damals in die Glückaufkampfbahn. Ich weiß noch, wie die Nachbarn sagten: Paul, hast du deinen Sohnemann wieder dabei? Damals war ich acht Jahre alt. Das erste Spiel, an das ich mich wirklich erinnern kann, war die
TV-Übertragung der Deutschen Meisterschaft 1958. Das Wohnzimmer war brechend voll. Ich saß in der ersten Reihe …
… mit anderen Worten: Sie hatten eine glückliche Kindheit?
Paziorek: Ja.
Was hat Sie denn damals überhaupt bewogen, Mitglied zu werden, Fan zu werden?
Paziorek: Ganz einfach: Ich spielte damals bei BG Eurovia Buer. Irgendwann hatte der Verein keine Mittel mehr, um in der 2. Basketball-Bundesliga zu bestehen. Ich bat als Mitglied der Jungen Union unseren Oberstadtdirektor um Unterstützung. Und der verwies mich an den damaligen Schalke-Präsidenten Günter Siebert. Und siehe da: Die Basketballer wurden in den Verein aufgenommen. Bei einer Mitgliederversammlung 1980 habe ich dann meine juristischen Bedenken gegen das Verfahren bei der Wahl des Vorstandes kundgetan. Viele haben laut gebuht, andere waren der Ansicht, den jungen
Kerl müssen wir für die Mitarbeit beim FC Schalke 04 gewinnen …
Auf Schalke heißt es immer, Schalke sei eine Religion.

Quelle: Westfälische Nachrichten