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Medien – Propaganda – „PSYOP“ Psychologische Operationen


Ein Beitrag zur Untersuchung von Massenkommunikation beziehungsweise Massenmanipulation. »Win their hearts and minds« stand als übergeordnetes Motto für solche Operationen psychologischer Kriegsführung…

Psychologische Operationen und psychologische Kriegsführung

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Die psychologischen Operationen (Psychological Operations; kurz PSYOP) der Vereinigten Staaten umfassen alle Aktivitäten politischer, militärischer, wirtschaftlicher und ideologischer Natur, die dazu dienen, Gruppierungen so zu manipulieren, dass sie im Sinne Washingtons agierten. Das U.S. Militärkommando definierte psychologische Operationen wie folgt: »These operations include psychological warfare, and in addition, encompass those political, military, economic, and ideological actions planned and conducted to create in neutral or friendly foreign groups the emotions, attitudes, or behavior to support the achievement of national objectives.«

Die psychologische Kriegsführung schließt alle kommunikativen Maßnahmen zur Beeinflussung des Gegners, seiner Streitkräfte und seiner Zivilbevölkerung ein. Sie ist somit ein Bestandteil der übergeordneten »psychologischen Operationen« und dient in der Hauptsache dazu, die feindliche Wehrkraft zu zersetzen.
Das U.S. Militärkommando bestimmt die Aufgaben psychologischer Kriegsführung als »[…] planned use of propaganda and other psychological actions having the primary purpose of influencing the opinions, emotions, attitudes, and behavior of hostile foreign groups in such a way as to support the achievement of national objectives.«21
Propaganda ist demnach Hauptbestanteil der psychologischen Kriegsführung.

A Propaganda


  1. Propagandasprache
  2. Weiße und schwarze Propaganda
  3. Graue Propaganda und Desinformation

Die Entstehung der US-Geheimdienste


A Propaganda

1. Propagandasprache

Die Propagandasprache bildet einen Spezialkode innerhalb der Standard- und Umgangssprache.32 Propagandisten intendieren grundsätzlich die Aufwertung der eigenen Position und die Abwertung des Gegners.33 Dieses Prinzip von Selbstrechtfertigung und Anklage basiert auf rhetorischen Strategien, wodurch Wahrnehmung und Urteilsbildung der Zielgruppe im Sinne des Urhebers beeinflusst werden sollen. Letzten Endes soll die Realität durch eine gezielte Realitätsinterpretation ersetzt werden.34 Die amerikanische Propagandasprache des Kalten Kriegs basierte auf folgenden Argumentationsstrategien:

  • die Konstruktion von Schwarz-Weiß-Gegensätzen mittels dichotomer Rhetorik (»der Kampf des Guten gegen das Böse«)
  • die pluralis auctoris oder language of consent – Worte wie »wir« und »uns« sollen in der Propaganda die Solidarisierung mit dem Gesehenen, Gehörten oder Gelesenen erleichtern35
  • der Gebrauch von Schlagworten wie »die nationale Sicherheit«, ohne diese näher zu erläutern; der Versuch der Sprachlenkung, also die bewusste und gezielte Bedeutungsbestimmung aufgrund bestimmter Interessen und Ideologien (z.B. »Kommunismus = Diktatur« oder »Kapitalismus = Ausbeutung«)
  • die Verschleierung durch neutrale oder euphemistische Begriffe wie »Befriedung«, »Schutzherrschaft« oder »friedliche Koexistenz« und durch Leerformeln36
  • die Verwendung von Ideologemen, die Gruppeninteressen mit dem Anspruch der Wissenschaftlichkeit öffentlich rechtfertigen sollen (beispielsweise die »Dominotheorie« zur Legitimation der Eindämmungspolitik)
  • die Mittel der Überredung (z.B. ständiges Wiederholen; Verwendung von Stereotypen, Parolen und Schlagworten ohne wirklichen Informationswert)
  • die Desinformation (die gezielte Publikation von Fehlinformationen, gestützt durch gefälschte Beweise)

Die Propaganda ist während des Kalten Kriegs insbesondere deshalb ein Wegbereiter amerikanischer Interessen geworden, weil sie darauf zielte, politische und militärische Interventionen und wirtschaftliche Pressionen als Defensivmaßnahmen der Vereinigten Staaten zu präsentieren. Bereits 1949 bekräftigte der Nationale Sicherheitsrat der USA, Propaganda sei die vierte Säule der Außenpolitik: »Propaganda is one of the four primary means by which national policies are implemented. It is a permanent tool of foreign policy. It is fully effective only when coordinated with the other means – diplomatic, military, economic.«37 Propaganda wurde als Katalysator verstanden, der nur in Zusammenwirkung mit diplomatischen, militärischen und wirtschaftlichen Maßnahmen funktioniert und dabei gleichzeitig Argumentationsgrundlagen für die Außen- und Sicherheitspolitik schafft. Im Kern der amerikanischen Propaganda z.B. während des Vietnamkonflikts standen die Behauptungen, dass

  • die Vereinigten Staaten an der Spitze der so genannten freien Welt stehen;
  • die amerikanischen Streitkräfte nicht aggressiv agieren, sondern auf
    Aggressionen und Bedrohungen reagieren; der Einsatz der U.S. Streitkräfte ausschließlich der Verteidigung von Freiheit und Demokratie dient;
  • die Vereinigten Staaten das Gute und die Freiheit repräsentieren;
  • die Verteidigung der Freiheit eine Glaubensangelegenheit ist
    (teils propagiert als göttlicher Auftrag, den die USA bereit sind
    auszuführen);
  • wer amerikanischen Interessen zuwider läuft oder amerikanische
    Einflusssphären streitig macht, ein Gegner von Freiheit und Demokratie
    und daher Repräsentant des Bösen ist;
  • wer andererseits in ein Bündnis mit den USA tritt, militärisch,
    wirtschaftlich und gesellschaftlich unterstützt werden kann;
  • die nationale Sicherheit der USA internationale Tragweite hat und
    insofern nicht an geographischen Gegebenheiten festzumachen ist.

Bis zum heutigen Tage dienen die genannten Argumentationsstrategien und rhetorischen Grundlagen dem Weißen Haus als Rechtfertigung seiner Außen- und Sicherheitspolitik. Aktualität ergibt sich nicht zuletzt daraus, dass die gegenwärtige Administration, der unter George W. Bush in der Rechtfertigung des Irakkriegs (im Rahmen des Kriegs gegen den Terror) rhetorisch und inhaltlich an die zuvor angeführten Grundlagen der Propaganda im Kalten Krieg, anknüpft. Ein Unterschied zu den Konflikten des 20. Jahrhunderts sind freilich die aktuellen Proklamation der US-Regierung, präventive Angriffskriege seien ein legales Mittel der Verteidigung38 und die Umsetzung dieser so genannten Bush- Doktrin39 binnen weniger Monate. Die Parole, Angriff sei die beste Verteidigung, wird jedoch mit derselben Rhetorik propagiert, die während des Kalten Kriegs angewandt wurde. Wie oben beschrieben, argumentierte Washington in der Propaganda, dass die amerikanischen Streitkräfte ausschließlich der Verteidigung dienen. Unter dem Deckmantel der Gefahrenprävention hat die Bush-Administration zu Beginn des 21. Jahrhunderts einen Angriffskrieg als Defensivmaßnahme propagiert – die Streitkräfte agieren demnach nicht als Besetzungsmacht in einem Angriffskrieg, sondern reagieren auf eine akute Bedrohung. Zwar war der internationale Terrorismus nach dem Zerfall der UdSSR lange vor den Anschlägen des 11. Septembers 2001 in Washington als Bedrohung erkannt worden.40 Doch erst das Trauma der einstürzenden Twin Towers des World Trade Centers eröffnete die Möglichkeit, den Krieg gegen den Terrorismus dank entsprechender Propaganda zu forcieren.41 Bereits wenige Stunden nach den Anschlägen hatte Bush die dichotomen Rhetorikmuster des Kalten Kriegs wieder aufgegriffen, und er bemühte die Metapher von Gut und Böse.42 Diese Propaganda suggeriert, der Präventivschlag sei eine notwendige und intelligente Strategie zur Abwendung einer unmittelbar bevorstehenden Aggression – der Klügere dürfe nicht so lange nachgeben, bis er der Dumme sei. Die zeitgenössische antiterroristische Propaganda stützt sich auf rhetorische Grundmuster ihrer historischen Vorläufer. Die Bedrohung der nationalen Sicherheit der USA und eine daraus resultierende Gefahr für die westlichen Demokratien beziehungsweise die »fortschrittlichen Zivilisationen« standen auch im Vietnamkrieg im Zentrum der Propaganda.43

2. Weiße und schwarze Propaganda

Propaganda wird generell im Hinblick auf ihre Quelle klassifiziert. Der Autor der so genannten »weißen Propaganda« gibt sich zu erkennen. Oftmals wird sie von einem Ministerium betrieben, das offen in Erscheinung tritt.44 Weiße Propaganda bietet meistens Wahres, also Fakten und Tatsachen, die möglichst objektiv dargestellt sind.

»Der Hauptnachteil der weißen Propaganda besteht darin, daß sie klar als ›Stimme des Feindes‹ identifiziert wird und bereits dadurch diskreditiert sein kann.«45 Weiße Propaganda enthält zwar keine Lügen, jedoch Übertreibungen: »Sie beruht auf Wahrheit, auch wenn diese manchmal etwas zurechtgebogen wird. Im Gegensatz dazu ist die ›schwarze‹ Propaganda reine Erfindung, ist ›total erlogen‹.«46 Der Autor schwarzer Propaganda gibt sich nicht zu erkennen, sondern nennt als Urheber andere Quellen. Schwarze Propaganda kann grobe Verfälschungen, durch Kommentierung entstellte Tatsachen und Lügen enthalten. Sie ist dabei gelegentlich von Wahrheiten durchsetzt – der Glaubwürdigkeit halber.47 Für die Verbreitung sind oftmals Nachrichtendienste und im Krieg auch militärische Spezialkräfte verantwortlich. Im Krieg oder zur Kriegsvorbereitung wird oftmals schwarze Propaganda über Gräueltaten der Gegenseite fabriziert werde, um den Feind zu diskreditieren.48 Das Misstrauen, das die feindliche Zielgruppe der weißen Propaganda unter Umständen entgegenbringt, versucht die schwarze Propaganda durch Verschleierung der Urheberschaft zu unterlaufen.49 Die Psychological Warfare Divison der U.S. Streitkräfte im Zweiten Weltkrieg definierte die schwarze Propaganda 1944 in diesem Sinne: »Schwarz« bedeute nicht immer schmutzig, hinterlistig, geheim, pornographisch oder inoffiziell, obwohl all diese Attribute auf die eine oder andere Weise zutreffend seien. Schwarze Propaganda diente nach Auffassung der Psychological Warfare Divison vor allem dazu, die täglichen Nachrichten zu interpretieren und diese Auslegung der Dinge subversiv zu präsentieren.50 Zur Veranschaulichung wurde folgendes Beispiel angeführt: »For example, if by an intruder operation it is announced on an official German wireless channel that Hitler is dead, it is necessary for the success of the deception that the world press and our white propaganda carry the news as from a German source. German denials must be disregarded and many important persons left in the dark.«51 Die schwarze Propaganda soll den Feind täuschen und den Freund darüber im Dunkeln lassen. Die PSYWAR-Spezialisten der Alliierten machten in diesem Zusammenhang darauf aufmerksam, dass eine optimale Organisation und die perfekte Ausführung Voraussetzung für eine erfolgreiche Kampagne ist: »Slight mistakes in details and current language, careless handling, technical hitches will give away eventually a sustained programme or a series of leaflets.«52 Der Erfolg der schwarzen Propaganda hängt demnach von vornherein davon ab, ob die Zielgruppe tatsächlich von der Authentizität der Quelle überzeugt ist oder nicht.53

3. Graue Propaganda und Desinformation

Die graue Propaganda ist eine Mischform aus den beiden zuvor genannten Formen. Der Autor grauer Propaganda gibt sich gar nicht zu erkennen. Graue Propaganda wird grundsätzlich anonym verbreitet.54 Eine Unterscheidung zwischen grauer und schwarzer Propaganda gelingt nicht immer, da beide dicht beieinander liegen. Die Desinformation ist ein Mittel der Propaganda. Falsche Informationen werden verbreitet, unterstützt von gefälschten Beweisen.55 Ein Beispiel hierfür wäre die Tätigkeit der sowjetischen Nachrichtendienste im Kalten Krieg, die Agenten als Journalisten getarnt in westliche Tageszeitungen einschleusten. Der wahre Urheber solcher Desinformation konnte dadurch verschleiert werden und die Fehlinformationen glaubwürdiger erscheinen lassen.56

 

B Die Entstehung der US-Nachrichtendienste

Wenige Monate vor Pearl Harbor, am 11. Juli 1941, war der erste zentrale Nachrichtendienst, der auch für die Verbreitung von Propaganda verantwortlich war, eingerichtet worden – das so genannte Office of the Coordinator of Information (COI). Leiter dieser Zivilbehörde in direktem Kontakt zum Präsidenten wurde General William J. Donovan. Das COI diente der Exekutive als Koordinationsstelle für sämtliche aus- und eingehenden Informationen. Aber erst der Kriegseintritt der Vereinigten Staaten leistete der Entwicklung Vorschub, weiße und schwarze Propaganda durch unterschiedliche Organisationen verbreiten zu lassen. Auf Anregung Donovans rief Roosevelt am 13. Juni 1942 das Office of Strategic Services (OSS) ins Leben – ein Geheimdienst, der nicht an ein Ministerium gebunden war und auch in Friedenszeiten arbeiten und Propaganda verbreiten sollte.144 Donovan wurde dessen Direktor. Parallel entstand das Office of War Information (OWI), in dessen Zuständigkeit ebenfalls die Verbreitung von Propaganda lag.145 An der Spitze des OWI stand der erfahrene Journalist Elmer Davis, der zuvor für CBS und die New York Times gearbeitet hatte.146 Währenddessen hatte die Army begonnen, so genannte Psychological Warfare Branches (PWB) für jeden der Kriegsschauplätze einzurichten.

Erst 1944 wurde auf Befehl von General Dwight D. Eisenhower die Psychological Warfare Division (PWD) in das Alliierte Hauptquartier integriert.147 Das OSS analysierte strategische Informationen für den Präsidenten, die Vereinigten Stabschefs sowie verschiedene Ministerien und gilt als Vorgänger der CIA.148 Außerdem unternahm das OSS geheime Operationen hinter den feindlichen Linien.149 Die Abteilung für die Verbreitung schwarzer Propaganda mittels Flugblatt und Radio hieß Morale Operations Branch (MO), war aber erst Mitte des Jahres 1944 voll operationsfähig.150 Vor allem die Zusammenarbeit mit dem britischen Geheimdienst hatte den Amerikanern wertvolle Erfahrungen auf dem Gebiet der schwarzen Propaganda geliefert.151 Im Juni kamen Donovan und Davis in einem Working Agreement überein, dass das OSS für den geheimen »schwarzen« Bereich der Propaganda die Verantwortung tragen sollte, das OWI für den offiziellen »weißen«.152 Diese Aufteilung wurde nach 1945 beibehalten. Auch im Kalten Krieg wurden verschiedene Behörden oder Einheiten des Militärs zur Verbreitung von Propaganda herangezogen, je nachdem, ob es sich um schwarze oder weiße Kampagnen handelte. Die geheimen Operationen des OSS wurden durch den »Notfall-Fond« des Präsidenten finanziert. Der Kongress bewilligte diese Gelder, erörterte aber nicht deren Verwendung. Allein der Präsident war dafür verantwortlich.153

Die USIA war von Eisenhower am 1. Juni 1953 ins Leben gerufen worden und war vor allem als Propagandainstrument gegen die Sowjetunion ausgerichtet. Ihr Budget lag 1954 bei rund 84 Millionen Dollar.376 Die USIA hatte ihren Sitz in Washington, operierte aber ausschließlich außerhalb der Vereinigten Staaten, wo sie unter dem Namen U.S. Information Service (USIS) firmierte.37

 

Quellen

  • Archives II National Archives and Records Administration (NARA) Record Group 472
    • Dokumentsammlungen textual records – Record Group 59 »Central Files of the Department of State« College Park, Maryland
  • Texas Tech University in Lubbock (TX)
    • PSYOP Policies
  • Radix Press in Houston, Texas, digital
  • John F. Kennedy Presidential Library, Boston
    • Personal Papers of John M. Newman
    • Personal Papers of Bernard Fall
    • National Security Files J.F.Kennedy
    • Public Papers
  • State Department
    • Foreign Relations of the United States (FRUS)
  • CIA Electronic Document Release Center
  • Presidential Libraries
    • Oral History Interviews
  • Stiftung Parteien und Massenorganisationen der DDR

 

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  • »War of Ideas« von Robert W. Chandler, 1981